Zwei führende finnische Universitäten, die Aalto-Universität und die Universität Helsinki, haben eine neue nachhaltige Faser entwickelt, die das Potenzial hat, die Modeindustrie nachhaltig zu verändern. Ioncell ist eine Technologie, die gebrauchte Textilien, Zellstoff oder sogar alte Zeitungen nachhaltig und ohne schädliche Chemikalien in neue Textilfasern verwandelt. Das Verfahren wandelt Zellulose in Fasern um, die wiederum zu Stoffen verarbeitet werden können. Das Herzstück des gesamten Prozesses ist eine ionische Flüssigkeit, die umweltfreundlich, recycelbar und nicht brennbar ist. Die Technologie eröffnet einen vielversprechenden Weg zu einer kreislauforientierten Modeindustrie. Was sich so toll anhört, hat mittlerweile eine über 10-jährige Forschungsgeschichte. Der gesamte Prozess ist recht komplex. Recycelte Fasern oder neue Biomaterialien durchlaufen einen Auflösungsprozess. Danach muss das Material gewebt werden. Die dabei entstehenden Fasern werden in Garn umgewandelt. Das Garn wird schließlich zur Herstellung von Textilerzeugnissen verwendet. Diese Stoffe können durch den gesamten Prozess wieder recycelt werden. Der Kreislauf ist also geschlossen.
Das Garn sieht sehr weich aus und hat schöne Eigenschaften. Sie entsprechen Viskose- und Tencel-Fasern. Ioncell-Fasern sind biologisch abbaubar und können wie Baumwolle und Viskose gefärbt werden. Die Produktion der Ioncell-Fasern funktioniert im Moment nur im Labor. Die Forscher werden innerhalb der nächsten zwei Jahre ihre erste Pilotproduktionsanlage bauen. Sie glauben, dass die Skalierung kein Problem darstellt. Die Herstellung von Stoffen aus Ioncell in größerem Maßstab wird noch einige Jahre dauern. Die Kommerzialisierung des Garns soll im Jahr 2025 beginnen. Der Konkurrent ist Lenzing mit seiner patentierten Tencel-Technologie, die den Markt beherrscht. Es gibt weitere Start-ups, die nach nachhaltigen Lösungen suchen, um die Modeindustrie zu verändern. Aalto hat begonnen, Kleidung aus Ioncell zu entwerfen. Seit 2014 besteht eine Zusammenarbeit mit dem finnischen Label Marimekko, und letzte Woche präsentierten Designstudenten der Aalto-Universität ihre Entwürfe in Paris. Die Forscher sagen, dass die Designer nach nachhaltigen Garnen wie Ioncell fragen müssen. Nicht nur die Nachfrageseite muss sich weiterentwickeln, auch die Sammelsysteme für gebrauchte Textilien müssen sich weiterentwickeln und umfassender werden, um geschlossene Kreisläufe zu erreichen. Wir hoffen, dass Ioncell das schafft - vom Labor bis zum Markt, um eine neue Ära der Textilproduktion einzuleiten.
www.ioncell.fi
Copyright Fotos von Ioncell & Juho Huttunen