Ein genauerer Blick auf Jeans

Haben Sie schon einmal gezählt, wie viele Jeans Sie in Ihrem Kleiderschrank haben, und trotzdem denken Sie darüber nach, eine neue zu kaufen? Hoffentlich tragen wir sie, bis sie auseinanderfallen. Vor 150 Jahren wurden sie als strapazierfähige Arbeitskleidung verwendet, heute sind sie Teil unseres Lebensstils. Wenn wir nachhaltiger leben wollen, fangen wir am besten mit Blue Jeans an. In diesem Artikel verraten wir Ihnen, warum es sinnvoll ist, Jeans unter die Lupe zu nehmen.

Die größten Herausforderungen bei der Jeansproduktion sind das Material, die Färbung, die Sozialstandards und die langen Transportwege. 

Material: Die meisten Jeans werden aus konventioneller Baumwolle hergestellt. Leider ist der Baumwollanbau mit einem sehr hohen Wasserverbrauch, dem Einsatz von Pestiziden/Chemikalien und Monokulturen verbunden. Dadurch wird die Fruchtbarkeit des Bodens stark belastet und die Artenvielfalt beeinträchtigt. Jeans aus Bio-Baumwolle, recycelter Baumwolle und Jeans mit dem GOTS-Siegel helfen Ihnen, Ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Färben: Eine der wichtigsten Farbstoffgruppen zum Färben von Blue Jeans ist synthetisch hergestelltes Indigoblau. Ein wichtiger Bestandteil davon ist Anilin, das aus Erdöl gewonnen wird. Es steht im Verdacht, krebserregend zu sein und kann wahrscheinlich Gendefekte verursachen. Wir Verbraucher gehen davon aus, dass diese Stoffe in unserer Kleidung nicht enthalten sind. Eine Studie der Stiftung Ökotest in Zusammenarbeit mit unserem Interessenverband Femnet e.V. hat einige Jeans unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse waren leider ernüchternd. Nur das Label Kings of Indigo schnitt sehr gut ab. Das Färben und Veredeln von Textilien verursacht auch in den Produktionsländern eine enorme Wasserverschmutzung. Ein einfacher Ausweg ist, auf Blau zu verzichten und sogenannte ungefärbte Jeans zu tragen. Das ist definitiv die bessere Wahl für die Umwelt und für Sie.

Finishing: Haben Sie schon einmal von Dry Denim gehört? Das bedeutet, dass der Stoff unbehandelt ist, die Jeans wurde nicht gewaschen oder gebleicht. Es wurde also kein Used-Look in der Wäscherei erzeugt, sondern Sie müssen diese Jeans selbst eingeben. Bitte informieren Sie sich über die negativen Auswirkungen von Trends wie dem Used-Look auf die Umwelt und die Menschen. Mit Dry Denim sind Sie auf jeden Fall besser dran.

Soziale Standards: Leider können viele Lieferanten nicht nachweisen, dass sie existenzsichernde Löhne zahlen. Wenn Sie die Einhaltung von Menschenrechten unterstützen wollen, achten Sie auf die Siegel der Fair Wear Foundation und des GOTS. Sie wurden unabhängig und transparent überprüft. Nicht alle Lieferanten können sich eine Zertifizierung leisten. Dann schauen Sie genau hin, was sie Ihnen über ihre Lieferkette erzählen können. Marken, die sich auf Sozialstandards konzentrieren und Fabriken für die gesamte Wertschöpfungskette offenlegen, können eine ebenso gute soziale Wahl sein.

Lokale Produktion: Davon bekommen wir hier in der westlichen Hemisphäre nicht viel zu sehen, da der Großteil der Produktion in China und der Türkei stattfindet. Eine Jeans hat durch die globalen Lieferketten bis zu 30.000 km zurückgelegt, mehr als viele von uns. Hier hilft es zu schauen, wo es lokale Labels und Lieferanten gibt, die z.B. in Europa produzieren.

Aus zweiter Hand: Seien wir ehrlich: Mit den Jeans, die wir schon haben, können wir wahrscheinlich eine ganze Weile auskommen und brauchen gar keine neuen. Wenn doch, ist es eine bessere Alternative als der Neukauf, die Jeans aus zweiter Hand zu kaufen. Die Ressourcen müssen nicht neu geschaffen werden und sie bleiben länger im Kreislauf. Sie sind so konzipiert, dass sie lange halten. Gebrauchtes hat auch den Vorteil, dass viele Wäschen wahrscheinlich schon Schadstoffe entfernt haben. Vielleicht probieren Sie es aus. Vor allem bei Ihren Lieblingsmarken kennen Sie Ihre Größe und können sogar noch sparen. Oder Sie verdienen Geld, indem Sie Ihre Jeans, die Sie nicht mehr brauchen, verschenken.

Reparatur: Einige Labels wie Nudie Jeans bieten bereits einen kostenlosen Reparaturservice an. In Berlin kann Ihnen der A-Gain-Guide helfen. Clothes Doctor ist auch eine gute Anlaufstelle im Internet.

Upcycling: Viele Designer, z.B. Bridge & Tunnel aus Hamburg, setzen auf Upcycling und kreieren tolle Produkte aus alten Jeans. Du kannst dort auch deine alten Jeans spenden.

Kreislaufförmig: Wie man Jeans in einem Wertkreislauf halten kann, die sogenannte "Circular Jeans", haben wir bereits in unserem Artikel über Schlamm-Jeans. Sie sind Vorreiter, wenn es darum geht, das Kleidungsstück mit einer so großen Wirkung lange im Kreislauf zu halten, z.B. durch Leasing der Jeans.

Sehr spannend finden wir auch das Recycling-Kunstprojekt aus Berlin Anewkindofblue. A New Kind of Blue ist ein in Berlin ansässiges Designstudio, das nach lokal eingebetteten Lösungen für globale Probleme sucht, wobei die Kreislaufwirtschaft als Ausgangspunkt dient. Wie eine Jeans aussehen muss, um recycelbar zu sein, können Designer im The Jeans Redesign Project der Ellen MacArthur Foundation nachlesen.

Quellen:

https://www.oekotest.de/kosmetik-wellness/Jeans-Test-Nur-eine-Damenjeans-ist-empfehlenswert_10748_1.html

https://bridgeandtunnel.de/

https://anewkindofblue.com/

www.kingsofindigo.de

https://a-gain.guide/de

https://clothes-doctor.com/

https://mudjeans.de

https://green-lifestyle-magazin.de/jeans-so-schlecht-sind-die-lieblingshosen-fuer-die-umwelt/

Natürlich gibt es noch viel mehr tolle Designer und Initiativen da draußen. Wir haben nur ein paar herausgepickt.

Foto von Ryan Moreno auf Unsplash

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